Samstag, 27. Juni 2009

Lieber auf der sicheren Seite sein als später bereuen?

Projektteams müssen bei der Massnahmenplanung entscheiden ob für Risiken Massnahmen definiert werden sollen oder nicht. Dies ist besonders eine Herausforderung wenn es um „nicht alltägliche Risiken“ geht, die bis jetzt in keinem anderen Projekt vorgekommen sind und deshalb noch keine Erfahrung dazu vorhanden sind. Die Auswirkung eines solchen Risikos zu bestimmen ist für das Projektteam meistens irgendwie möglich, aber die Eintrittswahrscheinlichkeit, das ist oft ein Ding der Unmöglichkeit. Dazu fehlen meistens die Erfahrung und das Wissen. Dies ist dann natürliche keine gute Vorraussetzung, wenn es dann zu beurteilen gibt, ob für das Risiko Massnahmen definiert werden sollen und was diese kosten dürfen. Oft lässt man sich dann von der bedrohlichen Auswirkung blenden und die meist sehr kleine und ungewisse Eintrittswahrscheinlichkeit tritt dann in den Hintergrund. Unter dieser Vorraussetzung wird dann übervorsorglich trotzdem eine Massnahme definiert, die viel Geld und Zeit kostet – für ein Risiko, dass mit grosser Wahrscheinlichkeit nie zu einem Problem wird. Im Englischen gibt es dazu ein passendes Sprichwort: „Better safe than sorry“. Man will lieber auf der sicheren Seite sein, als später etwas bereuen.

Ist „lieber auf der sicheren Seite sein als später bereuen“ bei Projekten wirklich die richtige Vorgehensweise? Mit ein paar einfachen Schritten können Sie vorbeugen „übervorsorglich“ zu werden. Zum Beispiel sollten Sie sicherstellen, dass Ihr Risikomanagement-Prozess die Eintrittswahrscheinlichkeit realistisch bewertet und die Auswirkung richtig einschätzt. Dann sollten Sie bedenken, dass der schlimmste Fall so gut wie nie eintritt, und dass es vielleicht besser wäre, Massnahmen für die höchstwahrscheinliche Auswirkung zu definieren. Auch sollten Sie sich an das Konzept der „Risiko-Effizienz“ gewöhnen, d.h. abwägen des Risikos zu dessen Nutzen und akzeptieren, dass es notwendig ist, gewisse Risiken einzugehen. Schlussendlich sollten Sie überprüfen ob Ihre Risikokommunikation wirkungsvoll ist. Wissen Ihre Stakeholder, welche Risiken Ihr Projekt eingeht, was deren Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung ist, was für Massnahmen getroffen wurden und wo man auf Massnahmen bewusst verzichtet hat?

“Better safe than sorry” hört sich nach einer guten Strategie an. Aber hier besteht die Gefahr der Übertreibung, die Gefahr zu vorsichtig und zu fürsorglich zu werden. Das hält Sie dann davon ab gewisse Risiken einzugehen, was Sie dann behindert voranzukommen, Innovationen entstehen zu lassen und somit erfolgreich zu sein. Deshalb verbannen Sie das „Vorsorgeprinzip“ von Ihren Projekten und verwenden Sie den Risikomanagement-Prozess dazu, so „safe“ wie möglich zu bleiben, damit Sie keinen Grund haben „sorry“ sagen zu müssen.