Dienstag, 25. November 2008

Der Truthahn staunte – und war tot

Der Truthahn führte ein glückliches Leben. Täglich wurde er gefüttert, was ihn in seiner Überzeugung bestärkte, dass der Mensch nur sein Bestes wollte. Am 1001. Tag staunte er. Statt ihn zu füttern, köpfte ihn der Mensch. Es war der Tag vor "Thanksgiving". Der Truthahn hatte eben seinen Schwarzen Schwan erlebt. So nennt der im Libanon geborene Professor für Risikoforschung an der University of Massachusetts, Nassirr Nicholas Taleb, unerwartete Ereignisse: „Die Logik des Schwarzen Schwans macht das, was wir nicht wissen, viel bedeutungsvoller als das, was wir wissen. Schwarze Schwäne werden nämlich oft dadurch verursacht und verschlimmert, dass sie unerwartet kommen.“

Mit levantinischer Fabulierlust breitet der frühere Börsenhändler seine Thesen aus.“Wir machen uns zu spät Sorgen. Das ist der einzige Grund dafür, dass wir den Schwarzen Schwan nicht verstehen können: Wir halten naive Beobachtungen aus der Vergangenheit fälschlich für etwas, was definitiv oder repräsentativ für die Zukunft ist.“ Sein Buch (The Black Swan: The Impact of the Highly Improbable), das in Amerika bereits letztes Jahr erschienen war, verblüfft immer wieder: Taleb prognostizierte den Zusammenbruch der US-Hypothekenbank Fannie Mae – „Sie sassen auf Dynamit“ - und die monströsen Folgen des nächsten Crashs. Die Aktualität gibt Ihm vollauf recht.

Wie ist es bei der Risikoidentifikation, wenn ein Projektmitarbeiter beim Brainstorming ein völlig absurdes, unwahrscheinliches Ereignis meldet? Könnte dieses Risiko nicht auch ein Schwarzer Schwan sein?

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