Ich arbeite zur Zeit im Project Office einer grossen Bank, die ihr operationelles Risikomanagement Framework vollständig überarbeitet und weltweit neu implementiert. Das Programm kostet mehrere Millionen Euro und dauert mindestens zwei Jahre. Die beteiligten Personen wie Program Manager, Projektleiter, Design Spezialisten usw. sind alles Risikomanagement-Spezialisten mit langjähriger Erfahrung. Wenn es aber um Projekte geht sind sie gleich wie alle anderen Projektleiter.
Bei unserem Programm wurden zu Beginn Risiken für den Business Case und die Programm Charter identifiziert. Das heisst, es wurden Risiken notiert, die eher offensichtlich waren. Der Aufwand für diese Aktivität war gering. Als Project Office Manager bin ich natürlich bestrebt das man das Risikomanagement im Projekt ernst nimmt und entsprechend Zeit dafür opfert. Man redet an eine Wand - man glaubt es kaum - die Aktivität Risikomanagement für das Programm kommt am Schluss der Prioritätenliste. Priorität haben Projektresultate, wie Software, Prozesse, Training, usw.
Wenn schon Risikomanagement-Experten sich nicht um Projektrisiken kümmern, warum sollen es denn alle anderen Projektleiter tun? Ich bin immer noch auf der Suche nach Argumenten, weshalb man sich diesem Thema nur ungern widmet. Einige Argument sind bekannt:
- Man sieht keinen Nutzen im Risikomanagement
- Sich mit Risiken zu beschäftigen ist unangenehm.
- Man will nicht wahrhaben, dass ein Verlustpotenzial besteht.
- Würde man das mögliche Verlustpotenzial anerkennen, so würde das vorgeschlagene Projekt vermutlich nicht gestartet.
- Man will die Risiken gar nicht wissen, und schon gar nicht hören. Man hat schon genug andere Probleme.
- Wir sind uns den Risiken des Projektes schon bewusst und werden diese bei der Projektarbeit berücksichtigen
- Wir wissen, das das Thema wichtig ist, aber andere Aktivitäten sind eben noch wichtiger.
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