Im Blog von THE PROJECT MANAGEMENT HUT habe ich kürzlich den Artikel „Six Project Management Themes from 2013“ gelesen. Mit einem Punkt aus diesem Rückblick konnte ich mich speziell identifizieren: „Senior stakeholders don’t understand risk management.“
Aus
meiner Erfahrung weiss ich, dass auf Projekt- oder Programm-Ebene das
Thema Risikomanagement oft vernachlässigt wird. Besorgniserregend ist
jedoch, dass Risikomanagement in Projekten beim Senior Management so gut
wie nie ein Thema ist. Wir kennen das Problem zu gut von den letzten
Finanzkrisen im Jahr 2000 und 2007. Entweder haben die „hohen Tiere“ die
Risiken tatsächlich nicht gesehen, wollten sie nicht sehen, oder haben
sie einfach heruntergespielt.
Wer ist schuld, wenn sich das
Management oder Ihr Lenkungsausschuss nicht für Ihre Projektrisiken
interessiert, oder diese ignoriert? Man sollte die Schuld nie zuerst bei
den Anderen suchen, sondern zuerst bei sich selber.
Haben Sie als
Projektleiter wirlich genug getan, um das Management immer wieder auf
die Risiken hinzuweisen, diese zu „erklären“, die Sicht des Managements
abzuholen, sie in den Risikomanagement-Prozess aktiv zu integrieren?
Konnten Sie da wirklich nicht mehr machen?
Haben Sie den
Lenkungsausschuss (LA) darauf hingewiesen, dass die Ziele des Projektes
zu ambitioniert sind und mit den vorhanden Ressourcen nicht in der
vorgegeben Zeit erreicht werden können? Haben Sie dem LA die
Konsequenzen gezeigt, wenn das Budget um 20% gekürzt wird. Hier braucht
es viel Überzeugungsarbeit, und ich weiss, oft stösst man auf taube
Ohren.
Wenn Sie Ihr Bestes gegeben haben und alles nichts nützt,
dann achten Sie darauf, dass Ihre Bedenken und Aussagen im Protokoll der
Lenkungsausschuss-Sitzung niedergeschrieben sind. So sind haben Sie bei
späteren Problemgesprächen mit dem Auftraggeber oder dem LA mindestens
etwas in der Hand.
Zweitens, machen Sie das Beste aus der Situation.
Betreiben Sie konsequentes Risikomanagement, definieren Sie Massnahmen,
Notfallmassnahmen, Workarounds und vielleicht ist trotzt Budgetkürzung
eine perfekte 80% Lösung auch ein Weg – mit der Idee die restlichen
(nice to have) 20% nach Projektende mit neuem Budget noch zu erledigen
– falls dies dann noch ein Thema ist.
Ideal wäre es natürlich,
wenn das Management an einer (managementgerechten)
Risikomanagement-Schulung teilnimmt. Diese wird zum Beispiel durch Ihr
Unternehmens-PMO organisiert und idealerweise durch einen externe
Spezialisten gehalten, nach dem Motto: “Der Prophet im eigenen Lande ist
nichts wert“.
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2 Kommentare:
Sehr schöner Artikel.
Eine Analyse der Risikoberichte durch Accenture (Unternehmensberatung) hat gezeigt, dass die Unternehmen ein ähnliches Verständnis von dem haben, was Risikomanagement bedeutet. Ihre Berichterstattung, ihren Risikobericht und mit ihm das Enterprise Risk Management wähnen einige Unternehmen bereits als ausgereift. Doch nach wie vor bleibt viel Potential auf der Strecke. [Quelle: http://www.finance-magazin.de/risiko-it/risikomanagement/risikomanagement-ist-ein-datenthema/ ]
Dieses Thema ist also schon großflächig bekannt. So wie ich es sehe, muss hier noch viel in der Umsetzung passieren. Denn zu wissen wie etwas funktioniert reicht nicht aus, das Anwenden ist die Schwierigkeit bei der Sache.
Gruß,
W.
Hallo Wa Si
Vielen Dank für Deinen guten Kommentar und den interessanten Link. Besonders Deinem Satz: "Denn zu wissen wie etwas funktioniert reicht nicht aus, das Anwenden ist die Schwierigkeit bei der Sache", stimme ich voll und ganz zu.
Gruss Roland Wanner
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